Elektromobilität verändert das Gesicht von
von Harald Willenbrock
Es ist ein warmer Spätvormittag gegen 13 Uhr, eine unauffällige Halle in einem Gewerbegebiet an der Stuttgarter Peripherie. Die Fenster des Gebäudes sind blickdicht verklebt, die Tore sorgfältig verschlossen, niemand soll unerlaubt hineinsehen oder hineinkommen, nichts nach aussen dringen. Drinnen steht ein verwirrend getarntes Erprobungsmodell des
Gleich daneben parkt im Dunkeln der neue
Zwei Welten prallen aufeinander – die doch eine Herkunft haben. Und ein gemeinsames Ziel: auf neue Art zu definieren, was
August Achleitner, ein schlanker, geradezu jungenhaft wirkender 63-Jähriger, ist so etwas wie der Kopf des 911. Seit 18 Jahren leitet der Automobilingenieur die Baureihe, die achte Generation des Elfers wird seine letzte sein. Er hat dieses Erbe stets bewahrt, indem er es entlang der
„Die Entwicklung des 911 ist immer eine Evolution, nie eine Revolution. Wir haben jede Generation so angelegt, dass sie ihre Vorgänger nicht entwertet. Das erklärt, warum
Stefan Weckbach, gut 20 Jahre jünger als sein Gegenüber, versieht eine der anspruchsvollsten Aufgaben, die
Weckbachs Mission: beweisen, dass sich der Aufwand lohnt. Dass sich die Marke gleichzeitig erneuern und treu bleiben kann. „Als erster vollelektrischer
Die Erwartungen sind auch deshalb so hoch, weil der
Die Marke muss sich also gleichzeitig häuten und treu bleiben. Sie muss ihre Fans begeistern und zugleich neue Kunden gewinnen, die heute möglicherweise noch nicht einmal ahnen, dass sie sich morgen für
Wie lässt sich ein solches Manöver ausführen, ohne von Fliehkräften zerrissen zu werden?
Für August Achleitner liegt ein wesentlicher Teil der Antwort im neuen 911. Mit Weckbach diskutiert er die vielen grossen und kleinen Innovationen, die sie dem jüngsten 911 eingebaut und ihn gleichzeitig vor zu grossem Veränderungswillen geschützt haben. „Auch dieser 911 wagt es nicht, seine eigene Legendenbildung infrage zu stellen“, lautet das Urteil eines unabhängigen Motorjournalisten. „Die markante Reibeisenstimme des künstlich beatmeten 3,0-Liter-6-Zylinder-Boxers kann kein Lärmschutzgesetz der Welt mundtot machen, das typische Leerlaufrasseln hat sich ebenso über die Jahrzehnte gerettet wie das Hochdrehzahlkrakeelen. Die Kombination aus Sport-Plus-Fahrprogramm und scharfgeschaltetem Sportauspuff lässt in baufälligen Tunneln bei Vollgas im kleinen Gang den Putz von der Decke bröckeln.“
Mit anderen Worten: Der neue 911 ist ungeachtet aller Innovationen ganz der Alte. Alles bleibt neu. Ist er damit der beste 911 aller Zeiten? „Natürlich“, antwortet Achleitner ohne Zögern. „Das ist er, wie bislang jede neue Generation die jeweils beste gewesen ist. Aber wir haben ja viele kreative Ingenieure, Designer und andere kluge Menschen an Bord, die auch dieses Mal sicher wieder Ideen haben werden, was man bei der nächsten Generation noch besser machen könnte.“
Bezeichnend aber ist vor allem, welche ihrer zahllosen Ideen Achleitner und sein Team im Zuge der Modellüberholung nicht umgesetzt haben, und zwar ohne Marktforschungsrunden oder Produktkliniken, sondern einzig und allein ihren Instinkten vertrauend.
„Mitunter meinen Aussenstehende, wir müssten aufpassen, unsere DNA nicht zu verlieren“, sagt Achleitner. „Ich sehe da überhaupt keine Gefahr.“ Denn der Genpool der Marke stecke in den Menschen, die
Manchen erinnert diese Verwandlung an einen geradezu magischen Effekt. Wolfgang
Wie dehnbar und zugleich robust die
„Unsere Leute leben und lieben
Anderer Fall, ähnlicher Effekt: Auch die neu eingeführten Baureihen
„Wir haben eine sehr spezielle Mannschaft bei
Glaubt man Stefan Weckbach, dann steht der jüngste Neuzugang der
Es gebe ja durchaus sportliche E-Mobile am Markt, die anfangs beeindruckend beschleunigten, um jedoch dann an ihre Leistungsgrenzen zu gelangen, sagt Weckbach. „Für uns würde das nicht reichen. Ein
Weckbach erzählt, wie seine Entwicklerkollegen unter Hochdruck an vielen vermeintlich kleineren, einigen grösseren und – vor allem – entscheidenden Schrauben drehen, um dieses Ziel mit gewohnter Präzision zu erreichen. Am intelligenten Kühlsystem beispielsweise, an den Elementen der innovativen 800-Volt-Technologie und vielen anderen Dingen, mit dem sie dem
Die Entscheidung beispielsweise, nach 7 Verbrenner-Jahrzehnten einen
Zumal die Fokussierung auf die Antriebsart nach Achleitners Ansicht ohnehin zu kurz greift, genauer: gewissermassen im Motorraum hängen bleibt. Das Antriebssystem sei bei
Und dann erzählt Achleitner, wie er sich erstmals hinter das Lenkrad eines der ersten
Was aber ist das eigentlich, ein echter
Da ist die sportliche Flyline, die ausgestellte Hüfte, die Kontur der Fenster, das 4-Punkt-Tagfahrlicht oder der schmale Kopf auf breiten Schultern, anhand derer man einen
So gesehen sind beide
Darin ähneln sie den beiden Baureihenleitern, die jetzt langsam wieder Richtung Hallenausgang schlendern. Beide Männer haben, auch wenn sie unterschiedlichen Generationen angehören, überraschend vieles gemeinsam. Beide sind in ihrer Freizeit so viel und so lange wie möglich auf Zweirädern unterwegs: Achleitner mitunter auch auf motorisierten Rädern, Weckbach stets im Sattel seines Mountainbikes. Beide arbeiten im Entwicklungszentrum Weissach nur ein einziges Stockwerk voneinander entfernt und tauschen sich, wann immer nötig, schnell und auf Zuruf aus.
Weckbach erzählt, wie er sich, kaum dass er seinen Job bei
Achleitners
Als Entwickler erlebte er dann mit, wie sich die Produktfamilie
Achleitners Herz hing in all dieser Zeit immer am 911, „diesem eigentlich unvernünftigen und doch enorm alltagstauglichen Wagen“, wie er ihn nennt. In seiner Garage werde daher auch immer ein 911 parken. Als die beiden Männer schliesslich die Halle verlassen und zu ihren Fahrzeugen gehen, ergänzt er noch: „Aber in Zukunft, da könnte ich mir da auch gut einen
August Achleitner übernahm im Jahr 2001 die Verantwortung für die Baureihe 911. Der neue Elfer ist sein dritter und letzter, der gebürtige Österreicher verabschiedet sich Ende März 2019 in den Ruhestand.
Stefan Weckbach wechselte im Jahr 2008 von einer Management-Beratung zu
Harald Willenbrock beschreibt als Autor des Wirtschaftsmagazins brand eins häufiger Unternehmen, die in voller Fahrt den Reset-Knopf drücken müssen.
Dieser Artikel erschien zuerst auf Newsroom, 15.03.2019.
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* Die angegebenen Verbrauchs- und Emissionswerte wurden nach den gesetzlich vorgeschriebenen Messverfahren ermittelt. Seit dem 1. September 2017 werden bestimmte Neuwagen bereits nach dem weltweit harmonisierten Prüfverfahren für Personenwagen und leichte Nutzfahrzeuge (Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure, WLTP), einem realistischeren Prüfverfahren zur Messung des Kraftstoffverbrauchs und der CO₂-Emissionen, typgenehmigt. Seit dem 1. September 2018 ersetzt der WLTP den neuen europäischen Fahrzyklus (NEFZ). Wegen der realistischeren Prüfbedingungen sind die nach dem WLTP ermittelten Kraftstoffverbrauchs- und CO₂-Emissionswerte in vielen Fällen höher als die nach dem NEFZ ermittelten. Weitere Informationen zu den Unterschieden zwischen WLTP und NEFZ finden Sie unter www.porsche.com/wltp.
Aktuell sind unabhängig vom angewendeten Typisierungsverfahren noch die NEFZ-Werte verpflichtend zu kommunizieren. Die zusätzliche Angabe der WLTP-Werte kann bis zu deren verpflichtender Verwendung freiwillig erfolgen. Soweit es sich um Neuwagen handelt, die nach WLTP typgenehmigt sind, werden die NEFZ-Werte daher in der Übergangszeit von den WLTP-Werten abgeleitet und angegeben. Soweit die NEFZ-Werte als Spannen angegeben werden, beziehen sie sich nicht auf ein einzelnes, individuelles Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebotes. Sie dienen allein Vergleichszwecken zwischen den verschiedenen Fahrzeugtypen. Zusatzausstattungen und Zubehör (Anbauteile, Reifenformat, usw.) können relevante Fahrzeugparameter, wie z. B. Gewicht, Rollwiderstand und Aerodynamik verändern und neben Witterungs- und Verkehrsbedingungen sowie dem individuellen Fahrverhalten den Kraftstoffverbrauch, den Stromverbrauch, die CO₂-Emissionen und die Fahrleistungswerte eines Fahrzeugs beeinflussen.
Der Durchschnittswert der CO₂-Emissionen aller in der Schweiz verkauften Neuwagen beträgt 137 g/km.
** Wichtige Hinweise zu den vollelektrischen